27.10.2023

Absturzsicherung auf dem Hallenbaddach: Flexible Lösung mit unkomplizierter Montage (DDH)

In Hemer entsteht ein neues Hallenbad. Während Bürgerinnen und Bürger dort ab Herbst 2024 schwimmen, steigen Beschäftigte von Dienstleistungsunternehmen regelmäßig aufs Dach. Damit sie dort ohne Risiko arbeiten können, sind Absturzsicherungssysteme unverzichtbar. Hersteller solcher Systeme, die neben ihrem Produktprogramm einen umfangreichen Service bieten, können dabei nützliche Hilfestellungen leisten.

Der Hallenbad-Neubau in Hemer ist noch nicht abgeschlossen. Für Dacharbeiten nach der Fertigstellung wurde bereits ein Absturzsicherungssystem installiert.

Jährlich entstehen in Deutschland mehrere Millionen Quadratmeter Dachfläche. In der Bauphase klettern Dachdecker täglich für Höhenarbeiten auf Gebäude. Deren Dächer werden auch später noch regelmäßig betreten – etwa dann, wenn Arbeiten zur Wartung von technischen Installationen oder zur Pflege von Begrünungen durchgeführt werden. Für Beschäftigte, die in der Höhe arbeiten, besteht ein erhöhtes Risiko, durch eine Unachtsamkeit oder einen Tritt ins Leere in die Tiefe zu stürzen. An Arbeitsplätzen und auf Verkehrswegen auf Dächern müssen sie daher Persönliche Schutzausrüstung gegen Absturz (PSAgA) und vorhandene Sicherungssysteme verwenden. Das legen die „Sicherheitstechnischen Anforderungen an Arbeitsplätze und Verkehrswege“ in der DIN 4426 eindeutig fest. Für Höhenarbeiter gehören daher ein Auffanggurt, ein Helm sowie ein Verbindungsmittel aus Seil oder Gurtband und Verbindungselemente wie Karabinerhaken zur Standardausstattung. Damit können sie sich an temporären oder permanent installierten Systemen auf dem Dach sichern.

Zwischenhalter des Seilsicherungssystems (rechts) lassen sich problemlos an den jeweiligen Stützen befestigen. Links ist ein Endhalter zu sehen, an dem das Edelstahl festgeklemmt wird.“

Absturzsicherung von vornherein mitdenken

Zuverlässig geschützt sollen sich in Zukunft auch Beschäftigte von Dienstleistungsunternehmen auf dem neuen Hallenbad in Hemer bewegen können. Das wird zurzeit noch gebaut und soll im Herbst 2024 eröffnet werden. Für die südwestfälische Stadt ist es das größte Bauprojekt seit der Landesgartenschau 2010. In puncto Arbeitssicherheit im Allgemeinen und Absturzsicherung im Speziellen haben die Verantwortlichen bereits im Zuge der Ausschreibung mitgedacht und die Installation einer passenden Lösung zu einem Vergabekriterium gemacht. Das ist vorausschauend – und letztendlich auch effizienter, als ein Gebäude zu einem späteren Zeitpunkt nachrüsten zu müssen. Wenn es um Absturzsicherung für ein neues Objekt geht, wird diese in vielen Fällen in der Frühphase des Bauprojektes noch nicht berücksichtigt. Das weiß auch Karsten Schäfer. Er ist im Großraum Nordrhein-Westfalen Gebietsleiter für Absturzsicherungssysteme bei SKYLOTEC. Das deutsche Familienunternehmen hat 2022 mit Secupohl einen bedeutenden Hersteller von ortsfest installierten Systemen zur Absturzsicherung sowie den ursprünglichen Erfinder von Einzelanschlagpunkten auf Dächern – bekannt unter der Marke „Sekurant“ – übernommen und sich damit noch stärker als Komplettanbieter in diesem Bereich aufgestellt. „Bei Architekten, Planern und Bauherren besteht inzwischen ein größeres Bewusstsein dafür, wie wichtig das Thema ist. Es ist aber auch derart komplex, dass sie kaum ein vollumfängliches Wissen besitzen können“, sagt der Experte, der fast 15 Jahre in der Branche tätig ist.

Insbesondere in kleineren oder mittleren Organisationseinheiten kann es vorkommen, dass es mit Absturzsicherung bisher nur geringe Berührungspunkte gab. Daher fällt es beispielsweise öffentlichen Auftraggebern schwer, konkrete Maßnahmen in einer Ausschreibung bereits zu benennen. „Dabei hat der Bauherr eine Verkehrssicherungspflicht für das Gebäude, die Dachflächen nicht ausschließt. Eine Absturzsicherung ist die wirtschaftlichste Variante, um dieser Pflicht nachzukommen“, stellt Schäfer fest. Eine pauschale Entscheidung, welche Lösung sich am besten eignet, lässt sich dabei nicht treffen. Das hat damit zu tun, dass sich Gebäudestrukturen und Arbeitsbereiche stark unterscheiden. Darüber hinaus ist zu klären, welche Arbeiten auf einem Dach durchgeführt werden, ob die Dächer täglich oder eher unregelmäßig betreten werden und wie viele Personen dort tätig sind. „Je komplexer die Anforderungen am jeweiligen Einsatzort sind, desto mehr Detailwissen ist gefragt“, stellt Schäfer fest. Daher ist es wichtig, sich bereits in einer frühen Phase hilfreiche Tipps von Experten zu holen. So sind beispielsweise jene Hersteller von Absturzsicherungen kompetente Ansprechpartner, die nicht mehr nur bloße Lieferanten von Produkten sind, sondern Unternehmen und Auftraggeber bei diesem beratungsintensiven Thema begleiten. Sie unterstützen bei der Gefährdungsbeurteilung und Umsetzung konkreter Maßnahmen und bieten überdies eine Vielzahl von Schulungen.

Aufbau und Prüfung durch geschulte Monteure

Von Fachfirmen rund ums Dach wird heutzutage nicht mehr bloß erwartet, dass sie ihre originären Arbeiten durchführen. Vielmehr sollen sie passende Absturzsicherung für spätere Tätigkeiten auf dem Dach gleich mit installieren und warten. Daher gehört dies bei modernen Betrieben inzwischen ebenfalls zum Portfolio ihrer Dienstleistungen. „Planung und Auswahl eines geeigneten Systems zur Absturzsicherung sind in der Regel jedoch kein Bestandteil der Ausbildung“, sagt Karsten Schäfer. „Es empfiehlt sich, Absturzsicherungssysteme nur durch geschulte Monteure aufzubauen und zu überprüfen.“ Wichtige Fragen zu dem Thema beantwortet beispielsweise SKYLOTEC in Sachkundetrainings, nach denen Teilnehmer in der Lage sind, die Systeme nach Herstellerangaben zu prüfen.

Insgesamt 26 ‚Sekurant Vario‘-Stützen wurden montiert. Mit wenigen Halterungen lassen sich auch längere Wegstrecken überbrücken.“

Beim Hallenbad-Neubau in Hemer wurde ein Betrieb mit den Dacharbeiten und der Montage einer Absturzsicherung beauftragt, dessen Personal unter anderem für die SKYLOTEC-Systeme geschult ist. Den Vorschlag zur Ausführung entwickelte die Firma in enger Abstimmung mit dem Hersteller. Davon profitierte letztendlich auch der Auftraggeber, der eine lückenlose Planung für die Absturzsicherung erhielt. Die Anforderungen an das System: Zum einen musste es so flexibel montierbar sein, dass es der fließenden Geometrie der Flachdachkonstruktion folgen kann. Zum anderen musste es auf einem Untergrund installiert werden, der aus vier Zentimeter dickem Konstruktionsvollholz besteht. „Darüber hinaus musste von vornherein berücksichtigt werden, dass später die Möglichkeit besteht, unkompliziert und vor allen Dingen sicher Arbeiten wie etwa zur Inspektion von Klima- und Lüftungsanlagen und zur Pflege der Dachbegrünung durchgeführt werden können“, sagt Karsten Schäfer. Bei der Suche nach einem geeigneten Absturzsicherungssystem fiel die Wahl schließlich auf die „Sekurant Vario Line“ – ein variables Seilsystem zur horizontalen Absturzsicherung, an dem sich drei Personen gleichzeitig anschlagen können. Es kann über eine längere Strecke durch Kurvenelemente und Zwischenhalter flexibel geplant und montiert werden. Weil sich mit nur wenigen Halterungen auch längere Wegstrecken überbrücken lassen, wird die Dachhaut dabei nur so wenig wie möglich beansprucht. In die Bausubstanz wird somit nur minimal eingegriffen.

Einfache Montage ohne Spezialwerkzeuge

Für das Seilsicherungssystem auf dem Hallenbaddach wurden zunächst 26 Einzelanschlagpunkte „Sekurant Vario“ montiert. Dieser Typ aus Edelstahl wurde speziell für Holzuntergründe mit einer Brettgröße tmin = 24 mm und bmin = 95 mm sowie einer Rohdichte von 450 kg/m³ entwickelt. Er ist nach EN 795:2012 und CEN/TS 16145:2013 / Typ A geprüft und zertifiziert. Zudem hat er eine allgemeine bauaufsichtliche Zulassung (abZ) vom Deutschen Institut für Bautechnik (DIBt). „Hinzu kommt, dass dieser Einzelanschlagpunkt multifunktional ist und gleichzeitig als Stütze für das Seilsicherungssystem genutzt werden kann“, sagt Schäfer. Die vormontierte, verschraubte Stütze wird einbaufertig mit 32 Holzschrauben geliefert, sodass eine Montage äußerst zeitsparend ist. Zunächst wird der „Sekurant Vario“ auf die Holzschalung gestellt. Dabei ist zu beachten, dass der Abstand der Lochreihen zu den Brettstößen gleich groß ist. Im nächsten Schritt werden die mitgelieferten Holzschrauben mit einem Elektroschrauber und Bit TX30 durch die vorgefertigten Löcher der Edelstahlplatte in die Holzschalung geschraubt; im Anschluss wird das Dachschichtenpaket gemäß Fachregeln angeschlossen. „Das ist ein eingängiges Verfahren, das ohne den Einsatz von Spezialwerkzeugen durchgeführt werden kann“, erklärt Schäfer.

So konnte auch der ausführende Betrieb in Hemer mit seinem geschulten Personal unkompliziert die Montage vornehmen – und nach den Stützen weitere Komponenten für das Seilsicherungssystem ergänzen. Dazu gehörten beispielsweise Zwischenhalter, die an jeder Stütze montiert werden mussten. Dabei war ein Gewindebolzen mit seinem beschichteten Ende fest in das Gewinde der Stütze zu verschrauben, der Zwischenhalter aufzusetzen und mit einer Abreißmutter zu verschrauben. Anschließend wurde die Abreißmutter mit einem Maulschlüssel SW 17 bis zum Abriss festgezogen. Diese spezielle Abreißmutter ermöglicht es, ohne zusätzlichen Drehmomentschlüssel arbeiten zu können. Außerdem vereinfacht es sowohl die Dokumentation als auch die spätere Prüfung, denn Manipulationen sind durch diese Spezialmuttern deutlich zu erkennen. An den Endstützen indes waren Seilendbefestigungen zu montieren – mit Einzelteilen wie Gewindebolzen, Federringen, Sechskantmuttern. Zudem wurde das Edelstahlseil als Schlaufe um den Endhalter geführt, um es mit einer Seilklemme festklemmen zu können. Entstanden ist schließlich ein System, bei dem ein Edelstahlseil in einer Gesamtlänge von 200 Metern verwendet wurde. Einmal angeschlagen, können sich Personen sich daran uneingeschränkt und gesichert bewegen, während sie ihre Tätigkeiten auf dem Dach ausüben.

Zwischenhalter des Seilsicherungssystems werden mit Gewindebolzen und Abreismutter auf den Stützen montiert.“

Wie bei jedem Gebäude, auf dem Systeme zur Absturzsicherung installiert werden, wurde auch für das Hallenbad Hemer eine Montagedokumentation gemäß der DGUV 201-506 („Planungsgrundlagen von Anschlageinrichtungen auf Dächern“) und der EN 795:2012 durchgeführt. Dafür ist vor dem Anbringen des Dachaufbaus jede montierte „Sekurant Vario“-Stütze mit einer fortlaufenden Nummer zu versehen und fotografisch zu dokumentieren. Die Fotos müssen dem Anschlagpunkt eindeutig zuzuordnen sein. Dabei muss besonders die fachgerechte Ausführung der Befestigung zu erkennen sein. Die komplette Dokumentation ist bei der

Bauabnahme dem Bauherrn zu übergeben. Sie ist auch Bestandteil der späteren regelmäßigen Überprüfung durch einen Sachkundigen. Nützliche Hilfestellungen können dabei Revisionsdatenbanken leisten, die digital gepflegt werden und die Nachweispflicht sicherstellen. In die „Doku App“ von SKYLOTEC beispielsweise lassen sich alle objektbezogenen Daten, Dachaufsichtspläne und Fotos der Sicherungssysteme hinterlegen. Dadurch sind einzelne Anschlagpunkte jederzeit identifizierbar.

„Grundsätzlich gibt es heutzutage ausreichend Möglichkeiten, um Beschäftigte bei Höhenarbeiten jeglicher Art vor einem Absturz zu schützen“, sagt Karten Schäfer. Der Experte von SKYLOTEC weiß: „Wenn Unternehmer oder Verantwortliche wie Architekten, Planer oder Bauherren sich frühzeitig und intensiv mit dem Thema beschäftigen, können sie dazu beitragen, das Unfallrisiko während Wartungs- und Sanierungsarbeiten oder Inspektionen auf dem Dach zu minimieren.“

 

 

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